KraftFahrKonsul
Bericht Horex Imperator 125

Bericht Horex Imperator 125

Majestätsbeleidigung – Blasphemie – Unerhört

So in etwa waren die ersten Kommentare zu meinem neuen Motorrad, als ich ganz stolz vom Neuerwerb berichtete. Es war die Zeit vor dem großen Motorradführerschein und man hat sich mit 1b-tauglichem Material begnügt. Um eine Zulassung zu bekommen reichte es nicht, sich im Internet eine eVB-Nummer zu besorgen, eVBs gab es zu diesem Zeitpunkt gar nicht, sondern man musste den Versicherungsmakler seines Vertrauens anrufen und eine Deckungsbestätigung, vulgo “Doppelkarte”, bestellen. Und eben dieser Versicherungsmakler, ein guter Freund der Familie und ebenfalls motorradverrückt, konnte seine Verwunderung nicht im Zaum halten, als ich von meiner neuesten Errungenschaft berichtete: “Eine Horex? Echt? Was für ein Modell? Toll, sowas hatte ich auch mal”. Nachdem ich die technischen Daten durchgegeben hatte kam folgende Reaktion: “Wie jetzt? 125 cm³; MZ hat die gebaut? Majestätsbeleidigung – Blasphemie – Unerhört”

Mir war die Tragweite dieses Fahrzeugs für echte Freunde der Motorradgeschichte nicht bewusst. Erst nach dem Gespräch habe ich mich mit der Marke Horex auseinandergesetzt und die wunderbaren Maschinen der Horex-Fahrzeugbau AG kennengelernt. Der alte Leitspruch des Unternehmens “Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer” könnte man heute noch genauso in einen Katalog drucken. Die glorreichen Nachkriegsjahre ließen solch wohlklingende Fahrzeuge wie “Regina” “Resident” oder eben “Imperator” entstehen, die seinerzeit Maßstäbe setzten und auch heute noch eine Faszination beim Betrachter auslösen. Der Namenspate meines Motorrads, die Imperator, war ein, für damalige Verhältnisse, großes Motorrad. Während die Vorserienmodelle mit 500 cm³ und 30 PS aufliefen, wurden in Serie nur noch ein 392 cm³ großer Motor mit 26 PS verkauft. Aus heutiger Sicht alles nicht beeindruckend; man sollte aber bedenken, dass die Regina zu ihrer Zeit, Anfang der 50er Jahre, das meistverkaufte Motorrad dieser Klasse weltweit war. Und nun stand ich vor meinem Neuerwerb… eine bei MZ in Zschopau, gar nicht mal so schlecht zusammengebauter und mit einem taiwanesischen CPI 125 cm3 4-Takter ausgerüsteter Softchopper. OK, vor dem historischen Hintergrund kann man schon verstehen, dass dieses Fahrzeug nicht gerade Jubelstürme bei alteingesessenen Motorradfans hervorruft.

Das Irrwandern der Marke Horex sollte ja noch ein paar Jahre weitergehen, bis sich schließlich ein potenter Investor des Themas annahm und wieder Motorräder baute, die dem Namen Horex würdig waren.  Doch zurück zur 125 cm Imperator. Nüchtern betrachtet war das Modell eine klassische 125er, die dem Zeitgeist der 90er Jahre entsprach. Es gab entweder Crossmaschinen, Rennhobel mit herrlichen 2-Taktmotoren oder eben leicht barocke Chopper. Und wenn man die Imperator mit den damals üblichen Hyosung Cruise oder Daelim Advance VT vergleicht – braucht sich dieses Motorrad nicht wirklich zu verstecken. Eine etwas bessere Chromqualität hätte dem Fahrzeug zwar nicht geschadet, aber auch der Wettbewerb war zu diesem Zeitpunkt nicht gerade für herausragende Qualität bekannt. Als Antrieb kam ein 125 cm³ großer OHV-Motor von CPI zum Einsatz, ein klassisches OEM-Teil welches in vielen, günstigeren, Fahrzeugen der damaligen Zeit verbaut war, Leichtkrafträder, Quads und vieles andere. Der simpel aufgebaute Motor hat während der ganzen Nutzungsdauer keine Probleme gemacht und das, obwohl die letzte Wartung vermutlich bereits Jahre zurück lag. 500 frisch gedruckte Euro habe ich damals für die Imperator ausgegeben und man kann schon sagen: Es war eine schöne Zeit. Das erste Mal im Cruiser Stil durch die Straßen rollen. Ich fand´s großartig und ich denke, dass zu diesem Zeitpunkt auch meine Liebe zu Cruisern und Choppern entstand, die bis heute anhält. Verkauft habe ich die Imperator eigentlich nur, da sich um diese Zeit herum der Klasse A Führerschein eingefunden hat und sich damit eine völlig neue Welt an motorisierter Fortbewegung auftat! Also weg mit dem 125 cm³ Single – her mit dem 550 cm³ großen Reihenvierer. Doch davon an anderer Stelle. Hätte man behalten sollen? Ich denke eher nicht. Das Mopped war dann doch etwas zu seelenlos und hatte keine herausragenden Qualitäten und keine wirkliche Geschichte, die einen die offenkundige technische Simplizität vergessen lassen würde. 

Viele Grüße

Der Konsul

Hubraum: 124 cm³

Leistung: 9 PS bei 9.500 U/m

Drehmoment: wenig

Leergewicht: 111 kg