KraftFahrKonsul
Bericht Kawasaki GPZ 550

Bericht Kawasaki GPZ 550

Klötter-Klötter-Klötter-Klötter…. das sind die einprägsamsten Erinnerungen an mein erstes “großes” Motorrad. Mein ganzer Stolz und das erste Zweirad, mit dem ich über 200 Sachen gefahren bin! (Wer diese alten Moppeds kennt, weiß diese todesverachtende Tat zu würdigen). Klötter-Klötter-Klötter, da war ja was. Dieses Geräusch, Eingeweihte wissen schon, wovon ich rede, war die Begrüßung am frühen Morgen, nachdem der luftgekühlte 554 cm³ Motor zum Leben erweckt wurde. Gefühlt konnte man jede Ventilbetätigung einzeln hören, auch sonst waren die Lautäußerungen der Maschine von einer eigenartig mechanischen Art wie ich sie erst viele Jahre später bei meiner 1100er Multistrada wieder zu hören bekam. Nachdem die etwas unwillige Startprozedur abgelaufen war, wanderte der Blick über die Anzeigen mit Mäusekino und Voltmeter. Trotz des fortgeschrittenen Alters, die Gute ist im gleichen Jahr wie ich zur Welt gekommen, 1981, lief der Motor erstaunlich zuverlässig. Was man von den eben genannten Anzeigen nicht unbedingt sagen konnte. Das Mäusekino, welches unter anderem den Tankinhalt anzeigt, neigte dazu, drehzahlabhängig zu verschwinden und dann unvermittelt wieder zu erscheinen. Aber alles egal, ich fühlte mich wie Tom Cruise in Top Gun! Und ja, ich weiß, dass Maverick im Film die 900 fährt. Aber von außen betrachtet sah man da keinen großen Unterschied zumal mein Exemplar mit einem Bugspoiler aufgewertet wurde. Allerfeinstes 80er-Jahre-Design mit großer, rahmenfester Verkleidung, Kühlrippen und feisten Alufelgen. Dazu technische Leckerbissen wie ein AntiDive System an der vorderen Telegabel, Doppelscheiben vorne und die UNITRAK genannte Hinterradführung mit zentralem Monofederbein.

Das Anti Dive war schon eine spannende Angelegenheit. Bei Anlegen des Bremsdrucks über die Bremshebel wird über ein Leitungssystem ein Teil des Drucks in die Gabel geleitet, die daraufhin ein zu starkes Eintauchen verhindern soll. Gemerkt habe ich davon nicht wirklich was – wahrscheinlich war der Nutzen im Verhältnis zu den Kosten dann doch zu hoch. Aber zurück auf den Bock. Der Druck des Motors mit seinen, ich glaube 65 PS, waren damals für mich unglaublich. Endlich mehr als die paar PS der 80 cm³ und 125 cm³ Maschinen – endlich Druck. Man mag sich das heute kaum noch vorstellen, aber dieses Gefühl, den Vierzylinder mit seinem unheimlich mechanischen Lauf die Drehzahl hochzujagen, sorgt heute noch für ein wohliges Gefühl. Allerdings sollte man auch sagen, dass der Mensch grundsätzlich dazu neigt, negative Erinnerungen mit der Zeit zu verdrängen und sich eine wohlige Erinnerungswolke breit macht.. gefährlich! Und gefährlich ist auch das nächste Stichwort. Da ich zum Zeitpunkt der Begegnung mit der GPZ Anfang der 2000er Jahre gerade mein ganzes Geld im, damals schon, sündteuren Führerschein versenkt hatte, blieben nur etwas über 700 € für das passende Fahrzeug übrig. Damit war klar, das jeder kleine Defekt das Todesurteil für die Maschine bedeuten würden und Wartung war auch nur in kleinstem Umfang möglich. Dennoch stürzte ich mich in die neu gewonnen Freiheit und begab mich auf die üblichen Routen in der Eifel. Bei einer Anfahrt wurde ich dann böse an einige Mahnungen meiner Motorradfahrlehrerin erinnert: Passt auf bei Autobahnfahrten mit alten Moppeds. PENDELN und zwar heftigst ergriff mein Motorrad. Wie war das noch “Gas wegnehmen, auskuppeln und behutsam bremsen”  OK, nochmal gutgegangen. Vergisst man nicht mehr so schnell. Dazu gesellten sich unerklärliche Leistungsverluste, die sporadisch, aber regelmäßig auftraten. Allgemein gehört die GPZ 550 trotz dieser “Das Erste echte Motorrad” Attitüde nicht in meine Kategorie “Die hätte man besser mal behalten”. Genauer gesagt, ist mit jeder Evolutionstufe an Motorrad die Idee, wieder mit meinem alten Eisenhaufen zu fahren immer weiter weggerückt. Ich mag zwar alte Sachen und liebe es mit meiner Vespa durch die Gegend zu knattern, aber objektiv betrachtet ist ein präzises Fahrwerk und einem gewisse Zuverlässigkeit doch sehr angenehm. Damals begann auch meine Rastlosigkeit was Motorräder betrifft. Nach nur etwa einem Jahr musste die 550er weichen und wurde mit der 500er GPZ ersetzt.

Beste Grüße

Der Konsul

Technische Daten:

Kawasaki GPZ 550

Hubraum: 554 cm³

Leistung: 65 PS

Drehmoment: 50 NM
Leergewicht: 209 kg