KraftFahrKonsul
Bericht Kawasaki VN 900 Custom

Bericht Kawasaki VN 900 Custom

Die Kawasaki VN 900 Custom wurde im Jahr 2007 der klassischen VN 900 als etwas coolere Schwester zur Seite gestellt. Der 903 cm³ große Motor leistet 50 PS bei 5700 Umdrehungen und 78 NM bei 3700 Umdrehungen. Die Custom verfügt im Gegensatz zur Classic über ein 21-Zoll-Vorderrad und einen geraden T- Lenker. Das sieht nicht nur cool aus, sondern sorgt auch für ein agileres Fahrverhalten. Und das ist wirklich bezeichnend. Man glaubt gar nicht, wie viel Spaß es macht, mit diesem doch relativ schweren Fahrzeug, die VN wiegt vollgetankt immerhin 283 kg, und den nur 50 PS durch die Landschaft zu prötteln. Durch das hohe Drehmoment kommt nie das Gefühl auf, untermotorisiert zu sein. Da die VN quasi meine Motorrad Konstante ist und mich bereits seit vielen Jahren begleitet, hatte sie häufiger die Aufgabe, als einziges Zweirad zu dienen. Dies geht auch ganz gut, solange man nicht auf die Idee kommt mit einem Kumpel und seiner S1000rr auf Tour zu gehen. Während man mit der VN quasi ständig am Limit der Möglichkeiten unterwegs ist, fährt der Doppel R Treiber nur leicht über Standgas. Bei jedem Aufsetzen der Fußrasten werden einem die dynamischen Grenzen des Fahrzeug aufgezeigt. Aber das macht absolut nichts. Es ist immer eine pure Freude, den Motor zu starten und einfach der Nase nach ein paar Kilometer unter die Räder zu nehmen. Man merkt einfach, wie wenig Technik es braucht, um ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern. ABS, Traktionskontrolle, Fahrmodi? Pah! Die 50 PS haben immer Traktion und die Bremsen in den Blockierbereich zu bekommen, erfordert durchaus bösen Willen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen- ich liebe diese ganzen technischen Errungenschaften, nur, man vermisst Sie auf diesem Motorrad einfach nicht. Es gibt nicht einmal einen Schalter für die Lichthupe oder eine Warnblinkanlage. Ein Zubehörteil ist jedoch unbedingt erforderlich… Ein Zubehörauspuff ist definitiv Pflicht für alle, die gepflegten Sound lieben. Die original Auspuffanlage ist so leise, dass man meint, auf einem Rasenmäher zu sitzen. Und da der Sound definitiv Teil der Erfahrung ist – sind die aufgerufenen Preise zwar schmerzhaft, aber der Lustgewinn macht es definitiv wieder wett. Eins steht fest: so häufig ich meine Motorräder auch wechsle, die VN, liebevoll Die Dicke genannt, wird noch lange bei mir bleiben. Die Dicke ist eine Wortschöpfung der besten Sozia von allen, die unweigerlich allem, was min. 2 Räder hat, einen Namen gibt.  Dazu sei gesagt, dass die VN einen recht recht unbequemen Soziusplatz hat, den wir mit der Montage einer Sissybar versucht haben, zu entschärfen. Dennoch gibt es hier nach spätestens einer Stunde dezente Hinweise von der Rückbank, die auf eine Pause drängen.

Während man nun genüsslich seinen Milchshake schlürft, gleiten die Blicke immer wieder rüber zur VN. Mir gefällt sie einfach. Natürlich kann man sich darüber aufregen, dass die meisten Chromteile aus Plastik sind, genauso wie über die Kühlrippen am wassergekühlten Motor. Doch erstens sieht man den Teilen nicht an, dass sie nicht aus Metall sind, zweitens haben Plastikteile natürlich auch einen entscheidenden Vorteil, was das Gewicht betrifft. “Mir gefällt sie einfach” dieser Satz taucht unwillkürlich immer wieder im Kopf auf und unterstreicht eines meiner Lieblingszitate, dessen Urheber mir leider entfallen ist: “Wer sich nach dem Aussteigen nicht nach seinem Auto (Motorrad) umdreht, hat das falsche Fahrzeug gekauft” Und diese Prämisse sollte besonders bei Fahrzeugen, die niemand “braucht”, auch immer gelten. So sehr ich bei der Kaufentscheidung manchmal in objektiven Punkten wie Wiederverkaufswert, Wartungskosten, Unterhalt hängen bleibe – so sehr ist doch der Motorradkauf eine emotionale Sache und wenn MV Agusta einfach viel besser gefällt, dann sollte man(n) auch die MV kaufen, obwohl nüchtern betrachtet jede Suzuki wahrscheinlich sinnvoller ist. Und natürlich kommt auch immer der Gedanke auf: Oder Doch eine Harley? Na Klar – Harley ist super, bin schon einige gefahren und vom Sound, Design und Image geht da kaum was drüber. Egal welches Modell man nimmt (außer der Sportster Reihe, die gefällt mir einfach nicht aber das hat sich inzwische sowieso erledigt) Harley bockt einfach. Mein Harley Traum ist einem, na klar, Fat Boy. Und nicht irgendeine Fat Boy sondern am besten eine Fat Boy Special mit dem 103er Motor in Black Denim Finish. Megagerät! Aber…ist das wirklich 12.000 € besser als meine Vulcan? Lohnt sich dieser Aufpreis + monatlicher Garagenmiete denn einem Harley sollte man nicht in die Tiefgarage stellen. Und diese Frage stelle ich mir quasi jährlich und die Antwort ist bis jetzt immer dieselbe: VN 900!

Die Frage nach “hätte man besser behalten” stellt sich hier aktuell nicht… weil, hab ich behalten.

Viele Grüße

Der Konsul

Technische Daten:

Hubraum: 903 cm³

Leistung: 50 PS bei 5.700 U/min

Drehmoment: 78 NM bei 3.700 U/minGewicht: 278 kg